Samstag, 25. Dezember 2010

1. Teil (Nur fuer Hobby-Archaeologen) -Besichtigungen Tag 1 bis 4

Angkor war das Herz des maechtigen Khmer-Koenigreiches vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Es bestand aus Becken, Kanaelen und Reisfeldern. Heute ist es ein archaeologischer Park mit riesigen Ausmassen, in dem aber weiterhin auch Ansiedlungen, bewirtschaftete Felder und Teile der Wasseranlagen sind.

Die Khmer-Koenige waren kenntnisreiche Kriegsherrren, die sich auf das indische Koenigsrecht, aber auch auf lokale Geister- und Ahnenkulte beriefen. Sie errichteten ihre monumentalen, pyramidenfoermigen Tempel als Abbilder des mythischen, kosmischen Berges Meru. Jeder dieser Tempel spiegelte sich in einem grosssen Wasserbecken, das einerseits als Wasserreservoir diente, andererseits aber symbolisch den Urozean repraesentierte. Es entstand ein Schachbrettmuster aus Tempeln, Holzbautern und Bambushuetten, dazwischen wimmelte es von Maerkten, Wagen, Kanus, Tieren und Menschen.

Die Khmer-Koenige waren davon ueberzeugt, dass sie ihre Ma
cht goettlichen Rechts verdankten und dass sie selbst Teil dieser Goettlichkeiten waren. In nur wenigen Tempelinschriften haben sie ihre Ideen und Heldentaten der Nachwelt ueberliefert.


Unsere Besichtigungen in Angkor:


Wir orientierten uns bei unseren Tempelbesichtigungen am Reisefuehrer "Angkor" von Marilia Albanese (siehe Einfuehrungstext). Sie hat einen Vorschlag gemacht wie man die Tempel in der korrekten historischen Reihenfolge in fuenf Tagen besuchen kann. Sie hat folgende Ueberschriften fuer die fuenf Besichtigungstage gewaehlt:

1. Die Hochkulturen der fruehen Epoche
2. Meisterwerke der Steinmetzkunst

3. Die koeniglichen Gruendungen

4. Das Herz von Angkor
5. Das Erbe der Khmer (hier haelt sie sich nicht an ihr Konzept)

O
bwohl wir uns am ersten Tag schon sehr angestrengt haben viele Tempel zu besichtigen, fuehrte das Buch einfach zu viele Tempel auf. Auch die vielen kunstwissenschaftlichen Begriffe und Erlaeuterungen ermuedeten uns mit der Zeit etwas. Da wir mit dem Fahrrad unterwegs waren, mussten wir ein bisschen durch die Historie springen, ansonsten waeren die Touren zu anstrengend gewesen.

Tag 1: Die Hochkulturen der fruehen Epoche (6. - 8. Jhd)
Vormittags
mit dem Tuk-Tuk Besuch der drei Tempelanlagen von Roluos:

Preah Ko, 9. Jhd. Indravarman I, sechs Pyramidentempel (Prasate), Shiva geweiht mit drei Nandi-Statuen, zu Ehren der Ahnen errichtet, Sandsteinreliefs mit Torwaechtern und weiblichen Gottheiten, schoene Tuerstuerze (u.a. Kala, der alles verschlingende Daemon)



Bakong, 9. Jhd. , Indravarman I, Shiva-Tempel, war der offizielle Tempelberg der Stadt Hariharalaya, Sandsteinbau, umschlossen (auch heute noch) von einem Wassergraben mit 800 Meter Seitenlaenge, die zentrale Pyramide ist von acht Tueren/Kapellen umgeben, schoene Reliefs an den Tuerstuerzen, Elefanten- und Loewenskulpturen



Lolei, 9. Jhd., Yasovarman I, vier Ziegeltuerme ehemals auf einer Insel, schoene Sandsteinreliefs (siehe Foto mit Tuerwaechter) und Sanskrit-Inschriften


Nachmittags, nach einer Pause im Hotel (unterwegs mit dem Fahrrad)
:

Phnom Bakheng, Tempelberg nahe Angkor Wat
, eine natuerliche 70 Meter hohe Anhoehe auf der ein gleichnamiger Tempelberg errichtet wurde. "fester Huegel", eindrucksvolle mythische Umsetzung des Berges Meru, Stadtzentrum von Yashodharaputa unter Yashovaraman I, (9. Jhd.), Aufbewahrungsort des koeniglichen Lingams (Foto), Zentralprasat, 4 Eckprasate und 44 Prasate um die Basis der Pyramide,
heute: teilweise Bauarbeiten und Touristenpilgerstaette grossen Ausmasses, um den Sonnernuntergang zu sehen.



Baksei Chamkrong (ein kleiner Tempel nahe dem Berg Bakheng), 10. Jhd. unter Rajendravarman, Kleines knapp 13 Meter hohes Bauwerk mit quadratischer Pyramide, Reliefs im oestlichen Tuersturz, u.a. Gott Ganesha




Prasat Kravan, 10 Jhd. (Harshavarman I), moeglicherweise von einem Hofbeamten in Auftrag gegeben, fuenf Prasate aus Ziegelsteinen, prachtvolle Basreliefs zeigen versch. Aspekte von Vishnu, u.a. Vishnu reitet auf Garuda, (ein Turm (Prasat) wird gerade mit deutscher Unterstuetzung renoviert.




Pre Rup, 10. Jhd. unter Rajendravarman II, eine der wichtigsten Tempelanlage (Uebergang zwischen der prae-angkorianischen und der Angkor-Epoche), Sarkophag, zwei Terassen, dreistufige Pyramide aus Laterit, schoene Tuerstuerze, Loewenstatuen,



2. Tag (Hochkulturen der fruehen Epoche / Meisterwerke der Steinmetzkunst)

Bat Chum, (gehoert zu Tag 1 / fruehe Epoche), 10. Jhd. erbaut von einem buddhistischen Architekten von Koenig Rajendravarman, kleiner Tempel bei einem heiligen Teich


Ta Keo, 10. Jhd. , begonnen unter Jayavarman V und nie vollendet, rechteckige beinahe zyklopische Pyramide, repraesentierte wahrscheinlich den mythischen Berg Meru, geweiht Shiva, vollstaendig aus Sandstein, vier Tuerme in jeder Ecke eines Quadrats und der fuenfte Turm im Zentrum


Chao Say Tevoda
, 12. Jhd. Suryavarman II, kleiner Tempel mit
einem Prasat, mit "Bibliotheken", geweiht Shiva und Vishnu, Reliefs mit Apsaras, renoviert z.Z. von den China



Thommanon kleiner eleganter Tempel gegenueber von Chao Say Tevoda in sehr gutem Zustand, 12. Jhd., Suryavarman II, geweiht Vishna und Shiva, prachtvoller Eingangspavillion, schoene Reliefs



Ta Phrom, 12. Jhd. , buddhistische Tempelanlage, geweiht der Mutter von Jayavarman VII, die Ruine mit der meisten Atmosphaere im Geiste der alten europaeischen Entdecker, weil von Baeumen und Pflanzen teilweise ueberwuchert, Im inneren des Mauerrings lebten einst 12000 Menschen. Urspruenglich bestand die Anlage aus 39 Prasaten, 566 Stein- und 288 Ziegelbauten, dazu 260 Goetterbilder.
Wir waren begeistert!




3. Tag- Die koeniglichen Gruendungen

vormittags:

Angkor Wat, das beruehmteste Bauwerk von Angkor, groes
ste Tempelanlage der Welt, erbaut zwischen 1113 und 1150 von Suryavarman II, frueher Name uebersetzt "heiliger Wohnsitz von Vishnu", Der Koenig personifizierte sich mit Vishnu. - Bitte Weiteres im Lexikon oder bei wikipedia (englische Version) nachlesen, Angkor Wat sprengt unser Energie- und Zeitbudget.

Kommentar: Wir haben die Anlage drei Mal besucht , waren immer begeistert und haben Neues entdeckt. Vor allem die mehrere hundert Meter langen Wandreliefs, die u.a. die indischen Erzaehlungen Ramayana und das Mahabharata bebildern, haben uns fasziniert. Wunderschoen auch die vielen Apsaras (himmliche Taenzerinnen). Toller Blick ueber die gesamte Anlage von den zentralen Prasaten aus, die durch eine steile Holztreppe zu erreichen und miteinander verbunden sind. -











nachmittags:

Prean Khan, 12. Jhd. von Jayavarman VII erbaut und seinem Vater Dharaindravarman gewidmet, der sich als Bodhisattva Lokeshvara verstand, dem wichtigsten der 450
Gottheiten, die hier vertreten sind. Der verhältnismäßig gut erhaltene Komplex aus dem späten 12. Jahrhundert zählt zu den formenreichsten und bedeutendsten Flachtempeln des Kulturkreises. (buddhistisches und hinduistisches Heiligtum, Nationalheiligtum des Khmer-Koenigreichs).






4. Tag- Meisterwerke der Steinmetzkunst (gehoert historisch zu Tag 2)

Bis zum fruehen Nachmittag: mit dem Tuk-Tuk unterwegs zu dem Tempel "Banteay Srei" und einem Fluss mit Wasserfall, 30 km von Siem Reap entfernt


Banteay Srei, ein kleiner aeusserst eleganter Shiva-Tempel, erbaut von zwei Brahmanen und Landbesitzern, wahrscheinlich 10 Jhd. (umstritten, manche Forscher datieren es spaeter), reinste Hindu-Architektur, fanastische Reliefs (nahezu dreidimensional) aus Sandstein vor allem auf den Giebelfeldern, drei Prasate mit frei stehenden Waechterfiguren
.





Wanderung durch einen dichten Wald mit tollem Baumbestand zum Wasserfall und Fluss in Begleitung zweier Deutscher aus unserem Hotel "My Home"

Kbal Spean,
in einem Wald an einem der Quellfluesse des Siem Reap hinduistische Skulpturen auf Felsen im Wasser. Hier lebten einst Einsiedler, die waehrend der Regierungszeit von Udayadityavarman II (1050-66) ueberall Goetterbildnisse und Symbole in die Felsen schlugen.


2 Kommentare:

  1. Lieber Michael, lieber Markus,
    kurz vor Jahresende ist Post aus Laos hier in Langerwisch angekommen. Vielen Dank für die handschriftlichen Grüße aus der Wärme in die märkischen Schneeberge. Über Weihnachten waren Friederike und ich in Dresden und haben die Berge von Schnee und sächsisches Gold (Grünes Gewölbe) in Hülle und Fülle genossen. Euch einen guten was auch immer zum Jahreswechsel. (Fängt 2011 eigentlich bei euch früher an oder bei uns?) Herzliche Grüße

    Markus

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  2. Lieber Markus, danke fuer den netten Kommentar. Beim Jahreswechsel werden wir in Bangkok sein, wenn alles mit den Bussen gut geht. Wir werden sechs Stunden eher das neue Jahr begruessen duerfen.
    Gruss an Friederike und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011.

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